Die Bienen haben tatsächlich eine Sprache entwickelt, die erstmals Karl von Frisch entschlüsselt hatte. So können die Arbeiterinnen ihren Stockgenossinnen z.B. mitteilen,
1.) In welcher Richtung eine Futterquelle (oder neue Behausung) liegt,
2.) Wie weit sie entfernt ist,
3.) welcher Geruch von ihr ausgeht,
4.) wie ergiebig (geeignet) sie ist in Bezug auf Masse und Konzentration,
5.) Um welche Form es sich bei der Tracht handelt (Nektar, Pollen, Propolis, Wasser)
6.) Außerdem haben sie eine Form einer demokratischen Diskussion mit Abstimmung erfunden. S. Schwärmerei
7.) Forscher berichten über die Fähigkeit einzelner Bienen, Trachtbienen von ihren Tänzen abzuhalten, wenn diese auf gefährliche Gebiete hinweisen.
Die eigentliche Abstraktionsleistung kommt in den "Tänzen" zum Ausdruck.
Hat eine Sammlerin eine Trachtquelle entdeckt, teilt sie dies ihren Schwestern mit Hilfe von Rund- oder Schwänzeltanz mit. Liegt die Entfernung unter 100 m, so wird der Rundtanz ausgeführt. Je nervöser (schneller) und ausdauernder dies geschieht, desto ergiebiger ist die Futterquelle. Eine Richtung wird nicht angezeigt. Aber der Duft, Geschmack, die Konzentration des Nektars und der am Bienenkörper anhaftende Duft und die Pollen der Blüte lassen die konzentrische Kreise fliegenden Sammelbienen sehr schnell das Zielgebiet finden. Sobald sie nämlich die "Duftfahne" der gesuchten Blütenart kreuzt, muss sie ihr nur noch folgen. Wegen ihrer 2 verhältnismäßig weit auseinander liegenden Antennen mit ihren Chemorezeptoren kann sie das Konzentrationsgefälle sehr gut bestimmen und so den Weg zur Duftquelle finden.
Bei größeren Entfernungen wäre der Rundtanz aber nicht mehr so effektiv. Also haben die Bienen einfach mal so den Schwänzeltanz erfunden.
Der Winkel der Schwänzelstrecke entgegengesetzt zur Schwerkraft gibt den Winkel der Flugstrecke zum Stand der Sonne an.
Die erfolgreiche Sammlerin durchläuft die Strecke 1a, wobei sie mehr oder weniger heftig ihren Hinterleib hin und her schwingt. Dann kehrt sie halbkreisförmig (2a) zu ihrem Ausgangspunkt zurück, schwänzelt wieder die Strecke 1a (1b) entlang. Nun wählt sie den anderen Halbkreis 2b für ihren Rückweg aus. Die Strecken 2a und 2b werden also immer abwechselnd durchlaufen. Hat sie dies einige Male gemacht, sucht sie einen ggf. relativ weit entfernten neuen Tanzboden auf und beginnt ihren Tanz erneut. Dabei folgen ihr interessierte Bienen, die selber noch keine eigene Trachtquelle anfliegen und holen sich hierbei alle nötigen Informationen. Film zum Thema
Die in diesem Film gezeigte Tänzerin wird stark verlangsamt dargestellt. Mit einem derartigen Farbklecks werden die Sammlerinnen an der Futterstelle gekennzeichnet.
Hierbei durcheilt die Sammlerin jeweils einen fast vollständigen Kreis, ändert jedoch jedesmal kurz vor oder auch nach dessen Vollendung mit einer mehr oder weniger großen halbkreisförmigen Wendung die Laufrichtung. Dass die dabei entstehende Öffnung des Kreises eine Richtungsanweisung beinhaltet, ist m.W. nicht nachgewiesen, könnte aber möglich sein. Wer sich die Abbildungen jedoch genau ansieht, wird erkennen, dass der Schwänzeltanz Elemente des Rundtanzes enthält und somit wohl nur eine Weiterentwicklung darstellt - oder umgekehrt -. Noch deutlicher wird dies beim "Sicheltanz".
(beachte auch die Ausführungen auf der Website der Steinbergimkerei Goslar)
Hier sind 2 von sehr vielen möglichen Formen des "Sicheltanzes".
Bei manchen Tanzfiguren klafft die Öffnung weiter auseinander und der Rückweg verläuft näher am Kreismittelpunkt, so dass hier 2 sichelförmige Tanzfiguren zu erkennen sind. Die Strecken 1a und 2a werden nur manchmal schwänzelnd durchlaufen, was an den Schwänzeltanz erinnert. Auch wenn einige Forscher und Autoren dies als eigenständige Mitteilungsform (Sicheltanz) deklariert hatten, dürfte es sich hierbei lediglich um Übergangsformen handeln, zumal diese Form in sehr vielen unterschiedlichen Formen und Variationen auftritt. Es sind eher Abweichungen der beiden oben beschriebenen Tanzformen oder auch nur nachlässig getanzte Figuren.
Mit zwischenzeitlich abgegebenem Flügelschwirren und dem dadurch produzierten Luft- und Duftstrom und auf die Waben übertragenen Schwingungen sollen die Tänzerinnen auf sich aufmerksam machen und so andere Sammlerinnen anlocken.
Wie bei unseren Sprachen auch, kann man in der "Bienensprache" durchaus Dialekte erkennen, so dass die Aussageinhalte stark voneinander abweichen können. Dies bezieht sich z.B. auf die Entfernungsweisung. Bei manchen Rassen beginnt der Schwänzeltanz schon bei ca. 20 Metern, danach werden alle Entfernungen nur noch mit dem Schwänzeltanz angezeigt. Aber selbst wenn 2 Bienenvölker mit abweichendem Dialekt vereinigt werden, können neu geworbene Sammlerinnen früher oder später die Trachtquelle finden. Denn wenn sie im Zielgebiet nichts finden, beginnen sie dort im Umkreis intensiv zu suchen. Bald werden sie die Duftspur wittern und ihr zum Ziel folgen können.
Es wurde nachgewiesen, dass die Entfernungsangabe auf Grund der Gliederung der Landschaft zustande kommt. Schon bei einer geringen Abweichung von der vorgegebenen Flugbahn von wenigen Metern kann eine deutlich andere Gliederung gegeben sein, so dass allein dadurch schon eine andere Angabe der Entfernung erfolgen würde.
Es wird hin und wieder auch behauptet, diese Gruppen würden sich im Dialekt anpassen, was ich jedoch nicht glaube. Nach spätestens 9 Wochen sind alle Nachkommen der einen Königin gestorben, womit dann ebenfalls ein abweichender Dialekt verschwunden wäre.
Tanzrichtung der Bienen
Bildvergrößerung durch Anklicken..
Führt die Schwänzelstrecke senkrecht nach oben, liegt das zu suchende Trachtgebiet in Richtung Sonne.
Weist der Schwänzeltanz senkrecht nach unten, suchen die Bienen die Trachtquelle genau entgegengesetzt zur Richtung Sonne.
Halten die Bienen beim Schwänzeltanz einen Winkel von 40 Grad rechts zur Senkrechten ein, fliegen die angesprochenen Bienen nicht direkt Richtung Sonne, sondern um den gleichen Winkel nach rechts versetzt.
Auf der Website der Steinbergimkerei Goslar wird hierauf eingegangen.
Wenn aber nun die Sonne nicht scheinen mag, ist das trotzdem kein Problem für die Bienen. Die meisten kennen den Weg zur Futterquelle an Hand des Landschaftsbildes und die Neulinge suchen selber, wobei ich manchmal den Eindruck habe, dass sie sich nach anderen Bienen orientieren. Gibt es jedoch wenigstens ein paar Wolkenlücken, erkennen sie dort ein Polarisationsmuster, woraus sie den Stand der Sonne ermitteln können. Ist auch das nicht mehr gegeben, bleibt ihnen noch der Rundtanz als Mitteilungsform oder aber das Wetter ist so schlecht, dass sowieso keine Biene ihrer Sammelleidenschaft frönt.
Je länger die Schwänzelstrecke ist, desto weiter entfernt liegt die Trachtquelle. Hat man früher angenommen, dass für die Bienen hierfür die Maßeinheit in der benötigten Energie zum Durchfliegen dieser Strecke zuständig sei, geht man jetzt eher davon aus, dass die Anzahl wechselnder Landschaftsstrukturen die Grundlage der Entfernungsmessung bildet. Dies wäre auch eine präzisere Bezugsgröße, denn mit wechselnden Windgeschwindigkeiten und -richtungen ändert sich die benötigte Energie sehr oft.
Im Extremfall können Entfernungen bis zu 6 Km angezeigt werden. Da bei derartigen Distanzen die Energiebilanz zwischen gesammeltem und verdautem Nektar recht gering ist, kommen diese Entfernungsangaben wohl nur dann in Betracht, wenn Spurbienen eines Schwarms eine neue Nistmöglichkeit mitteilen wollen.
Beim Besuch der Blüten haftet deren Duft für eine gewisse Zeit am Körper, speziell am Haarkleid, der Bienen. Da sie auch möglichst nur eine Blütenart (Blütenstetigkeit) aufsuchen, ist auch nur
der Duft dieser einen Pflanze an der Biene wahrzunehmen. Haben die nachfolgenden Bienen das Nahziel erreicht, suchen sie gezielt nach Blüten mit dem richtigen Duft.
Während der Tänze verharrt die Sammlerin mehrmals und gibt eine Probe ihres Sammelguts an die nachfolgenden Bienen ab. Dadurch haben sie zwei bis drei weitere Anhaltspunkte, wonach sie suchen müssen.
Wegen ihrer Vorratshaltung sind die Bienen darauf angewiesen, möglichst reichhaltige Futterquellen auszubeuten. Deswegen bewerben sie bevorzugt ergiebige Trachtgebiete. Dazu gehört, dass
viele Blüten nahe beieinander zu finden sind, diese reichlich Nektar bzw. Pollen oder beides produzieren und dass er einen möglichst hohen Zuckeranteil enthält (wahrscheinlich auch Mineralien und
Vitamine). Ist dies gegeben, drücken sie dies durch schnellere Lauf- und Schwänzelbewegungen aus, die auch als Vibration auf den Waben bemerkbar sind. Sie erzielen damit auch eine höhere
Aufmerksamkeit und somit einen besseren Erfolg bei der Anwerbung neuer Sammlerinnen.
Zitat:
"Bei Gefahr kann eine Biene einer anderen mitteilen, den Schwänzeltanz abzubrechen, mit dem Sammlerinnen zu einem gefährlichen Futterplatz geschickt würden.
Die Biene in der Mitte bricht ihren Schwänzeltanz ab, weil sie ein Stoppsignal (von der mit einem S markierten Biene) erhält.
© James Nieh
San Diego (USA) - Durch den Schwänzeltanz informieren Honigbienen andere Sammlerinnen ihres Stockes über die Lage einer Futterquelle. Sie können die anderen aber auch warnen, einen
Futterplatz zu empfehlen, an dem sie negative Erfahrungen gemacht haben. Ein amerikanischer Biologe hat jetzt herausgefunden, dass eine beim Nahrungssammeln angegriffene Biene diese Information
ihren Schwestern im Stock indirekt mitteilen kann: Sie hält Sammlerinnen davon ab, andere Bienen durch den Schwänzeltanz dazu aufzufordern, die gefährliche Futterquelle weiterhin aufzusuchen. Das
Stoppsignal besteht darin, dass der Empfänger vibrierende Kopfstöße des Senders erhält. Das sei ein seltenes Beispiel dafür, wie ein negatives Feedback das Verhalten sozialer Lebewesen reguliert,
schreibt der Autor im Fachblatt "Current Biology".
"Dieses Signal richtet sich an Bienen, die andere zum Besuch eines gefährlichen Futterplatzes auffordern wollen, und stoppt deren Rekrutierung", sagt James Nieh von der University of California in San Diego. Auf diese Weise könne eine Biene, die beim Sammeln angegriffen wurde, andere Mitglieder ihres Stockes warnen, die von der Gefahr noch nichts wissen und noch weitere Bienen dorthin schicken wollen. Nieh beobachtete das Verhalten von Bienen, die nach einem Angriff durch fremde Bienen am Futterplatz in den Stock zurückkehrten. Dort erzeugten sie ein Vibrationssignal von 380 Hertz, indem sie den Bienen, die durch einen Schwänzeltanz den Weg zur selben Futterquelle wiesen, Kopfstöße versetzten. Bisher wurde dieses Verhalten als Bettelsignal missgedeutet. Der Empfänger der Nachricht bricht den Tanz ab und verlässt den Stock. Je größer die erlebte Gefahr, desto häufiger erzeugten die Bienen das Stoppsignal. Wurden einer Biene am Futterplatz die Beine gequetscht, um den Biss eines räuberischen Insekts zu simulieren, sendete das Tier im Stock dasselbe Warnsignal doppelt so häufig wie nach einem Angriff durch Artgenossen." (Zitat: https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Bienensprache__Warnsignal_stoppt_Schwaenzeltanz)