Ernte von Honig, Wachs und Propolis

Honig

Das Jahr 2013 war geprägt durch eine lang anhaltende Kälteperiode mit viel Schnee, so dass die Entwicklung von Pflanzen und Bienen um Wochen hinausgezögert wurde. Die Tallage unseres Bienenstandes verstärkte diesen Effekt noch deutlich, so dass unsere erste Ernte erst am 22. Juli möglich war. Sonst konnten wir bereits Anfang Juni den ersten Honig gewinnen, der ausschließlich vom Nektar der Blütenpflanzen stammte. Seine Farbe variierte von sehr hell bis gelb.

Der Honig dieses Jahres zeigte eine deutliche Tendenz zu braun. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass ein hoher Anteil an Blatthonig vorhanden war. Geerntet wurden lediglich 70 Kg Honig. Eine weitere, kleinere Ernte könnte noch folgen.

Wegen der anhaltenden Tracht und weil die Waben nur zögerlich verdeckelt wurden, habe ich den Bienen ab 8,00 Uhr den Honig entnommen. Dies hat den Vorteil, dass die Bienen während der Nacht den Honig weiter bearbeiten, dagegen aber noch keinen Nektar eintragen konnten. Somit konnte der Wassergehalt des Honigs nicht erhöht werden. Wie Messungen mit dem Refraktometer ergaben, lag der Wassergehalt deutlich unter 18%, selbst bei völlig unverdeckelten Waben lag er teilweise nur leicht über 16% (s. Bilderserie unten).

Nach dem Deutschen Lebensmittelrecht darf Honig bis zu 20% und nach den Vorschriften des Deutschen Imkerbundes bis zu 18% Wasser enthalten.

Im Jahr 2014 war der Wassergehalt des Honigs dagegen deutlich höher. Anfragen ergaben, dass stellenweise 20% Wassergehalt erreicht wurden. In diesem Fall sollte man einige Fakten wissen:

Der Honig der Dickwaben ist feuchter als der normaler Waben.

Der Honig im oberen 2. Honigraum enthält mehr Wasser als der der 3. Zarge.

In der Mitte des Honigraums enthält der Honig weniger Wasser.

Ernten sollte man in diesem Fall eher die "reiferen" Waben. Die Honigräume werden auf einen beschränkt und die nicht entnommenen Waben werden mittig angeordnet, ergänzt durch ausgeschleuderte Waben.

Das Absperrgitter

zwischen Honig- und Bruträumen verhindert, dass im Honigraum Brutflächen angelegt werden, so dass der Honig nur aus unbebrüteten Zellen gewonnen wird.

Manche Imker verzichten jedoch darauf, da das Absperrgitter eine zügige Annahme der Waben im Honigraum behindern kann. Die fortschreitende Einlagerung  von Honig bewirkt jedoch, dass das Brutfeld nach unten abgedrängt wird, so dass im Honigraum nun wiederum nur noch Honig vorhanden ist.

Also ist das Absperrgitter überflüssig?

Auch Bienenlarven und -puppen haben einen Stoffwechsel und produzieren dementsprechend auch Stoffwechselendprodukte, die im verdeckelten Stadium nicht mehr von den Ammenbienen entfernt werden können. Dieser Kot lagert an der Zellwand und wird von den Nymphenhäutchen abgedeckt. Beim Schlüpfen der Bienen bleiben diese Chitinhüllen und somit der Kot etc. in der Zelle zurück und werden von den Putzerbienen nicht entfernt. Mit jedem Schlupf werden diese Zellen immer dunkler und auch kleiner. Diese werden von den Bienen gesäubert und wasserdicht versiegelt. Der in diesen Zellen abgelagerte Honig kommt somit mit den Hinterlassenschaften der geschlüpften Bienen nicht in Berührung und ist somit von höchster Reinheit. Um diesen Honig jedoch ernten zu können, hebt der Imker die Zelldeckel z.B. mit der Entdeckelungsgabel ab und beschädigt damit zwangsläufig die Versiegelung. Jetzt kommt der Honig mit geringen Mengen des Larvenkots in Berührung und löst ihn etwas an. Diese Lösung wird vom Honig aufgenommen und kann auch nicht durch das Sieben und Abschöpfen restlos entfernt werden. Dieser Honig kann selbstverständlich schadlos von Menschen verzehrt werden.

Guten Appetit! 

Wir arbeiten nur mit Absperrgitter. Wir wollen ja schließlich unseren Honig auch selber genießen können.

Verdeckelte Wabenfläche und der Reifegrad des Honigs

vollkommen mit Wachs "versiegelte" Honigwabe
total verdeckelte Honigwabe

Hier sehen wir eine fast vollständig verdeckelte Honigwabe. Sie verspricht einen reifen Honig mit weniger als 18% Wassergehalt. Solche Waben können auch während der Trachtzeit geerntet werden, da diesem Honig von den Bienen kein Nektar mehr hinzugefügt wird.

Zu 2/3 "versiegelte Wabe mit Honig
teilweise verdeckelte Honigwabe

Auch diese Wabe ist zu 2/3 ausreichend verdeckelt. Während der Trachtzeit könnte sie aber dünnflüssigen Nektar enthalten, der den Honig verwässern könnte. Solche Waben möglichst nur nach einer mehrstündigen Trachtpause (früh morgens, Kälteperiode, Regentage) entnehmen.

Eine nur mäßig "versiegelte" Honigwabe
gering verdeckelte Honigwabe

Diese Wabe ist eigentlich zu gering verdeckelt. An vielen Zellen beginnt die Versiegelung. Die Anordnung der verdeckelten Zellen, über die ganze Fläche verteilt, besagt jedoch, dass auch der restliche Honig reif ist, auch wenn nur ca. 50% der Zellen verschlossen sind.

scheinbar unreife Honigwabe
wenig verdeckelte Honigwabe

Nicht schleudern, würden so manche Imker sagen. Die einsetzende Verdeckelung an allen Zellen, im oberen Bild besser zu sehen, deutet aber auf einen ausreichenden Reifegrad hin. Trotzdem Vorsicht! Ein Gerät zum Messen des Wassergehalts sollte auf jeden Fall befragt werden.

scheinbar völlig unreifer Honig
gar keine Verdeckelung der Wabe

Hier haben die Bienen noch nichts verdeckelt. Leichte Ansätze dazu sind zu erkennen. Die Probe ergab durch das Refraktometer einen Wassergehalt von etwas mehr als 16%! Also nicht immer stimmt die Aussage, dass eine Wabe ausreichend verdeckelt sein muss. Eine erste grobe Analyse über den Wassergehalt ergibt die Spritzprobe: Schlägt man mit der Hand etwas kräftiger - ohne dass die Wabe zerbricht - auf die Oberkante des Rähmchens und kein Nektar spritzt heraus, dann könnte ein ausreichender Reifegrad erreicht sein. 

Dieses Phänomen, dass trotz ungenügender Verdeckelung der Honig einen ausreichend geringen Wassergehalt aufweist, tritt eigentlich nur auf, wenn das Verdeckeln wie in diesem Jahr (2013) längere Zeit auf sich warten ließ. Bei normal verlaufenden Trachtbedingungen dürften die durch jahrelange Erfahrung gesammelten Erkenntnisse der Imker aber durchaus zutreffen:

1. Ernten nach Trachtpause,

2. Mindestens 2/3 aller Zellen sollten verdeckelt sein,

3. Kein Nektar darf bei der Spritzprobe herausspritzen,

4. Hohe Luftfeuchtigkeit meiden, sowohl bei der Ernte, als auch bei der weiteren Bearbeitung des Honigs,

5. Den Honig möglichst wenig direkter Sonnenstrahlung aussetzen,

6. Die frisch geernteten Waben sofort bienenfrei in einen Transportbehälter hängen, in den keine Bienen gelangen können.

7. Den Honig möglichst noch "stockwarm" ausschleudern.


Reifen Honig ernten

Hier gleich eine Anmerkung zu "kalt geschleudert":

 Bis zu ca. 36 Grad warmer Honig ist innerhalb des Bienenstocks völlig normal, weshalb der Honig auch bei dieser Temperatur ausgeschleudert werden darf. Bei Erhöhung der Temperatur über 40 Grad C. setzen chemische Reaktionen des Honigs ein, die vor allem für Bienen sehr gefährlich sind. Eine Temperaturerhöhung würde außerdem dazu führen, dass das Wachs weich wird und die Wabe beim Schleudern ggf. zusammenbricht. Um dies zu vermeiden, müsste die Wabe wiederum wesentlich schonender durch eine Reduzierung der Umdrehungszahl beim Schleudern behandelt werden. Dadurch würde nicht ein bisschen mehr Honig gewonnen werden, eher sogar noch weniger. Da also kein Imker "warm" schleudern würde, das "Kaltschleudern" also eine Selbstverständlichkeit darstellt, darf der Begriff "kaltgeschleudert" auf keinem Etikett mehr verzeichnet sein.

Honig sieben

In meinen "Lehrjahren" habe ich den gerade ausgeschleuderten Honig gleich durch ein Doppelsieb laufen lassen. Innerhalb kurzer Zeit waren die Siebe verstopft und mussten unter großem Zeitaufwand ausgetauscht und gereinigt werden. Ich fange den Honig inzwischen in Honigeimern auf und gieße ihn in einen Hobbock mit Quetschhahn und lasse ihn einen Tag stehen. In dieser Zeit steigen die meisten Wachspartikelchen zur Oberfläche auf. Erst jetzt lasse ich ihn aus dem unten liegenden Quetschhahn durch ein Edelstahldoppelsieb in einen weiteren Hobbock fließen. So lassen sich in einem Rutsch 50 kg oder mehr Honig ohne einen Siebwechsel filtrieren, da das Wachs erst ganz am Schluss die Siebe verstopfen kann. Sobald die ersten Wachspartikelchen im Sieb erscheinen, lasse ich keinen Honig mehr aus dem Hobbock fließen. Den Rest gieße ich zu anderen Resten, so dass hier wiederum eine Klärung stattfinden kann. So kann man sogar oft auf ein Abschäumen des gesiebten Honigs verzichten, da kaum feine Schwebteilchen im Honig zu finden sind. Dennoch hebe ich die oberste Honigschicht kurz vorm Kandieren ab, gebe sie in den Restebehälter und lasse den Honig wiederum durch ein feines Nylonsieb fließen. So erreiche ich eine höchst mögliche Klärung des zu verkaufenden Honigs.

Auch der "Restehonig" wird nach einigen Tagen gesiebt und für die Eigenverwendung in spezielle dafür vorgesehene Gläser abgefüllt.

Bei schnell auskristallisierenden Honigen (Raps) funktioniert dieser Prozess jedoch nicht immer. Hier muss man ggf. sofort filtern und abschäumen.

 

Bei beginnender Kristallisation wird täglich drei mal jeweils etwa 10 Minuten gerührt. Wird deutlich, dass der Honig seine Kristallisation weitestgehend abgeschlossen hat, lasse ich ihn 2 Tage ruhen und rühre erneut. Danach wird in Gläser abgefüllt.

Eimerwechsel

Normalerweise hebt man den Eimer an, dreht ihn nach vorne, gießt den Inhalt heraus und dreht ihn wieder zurück. Aber gerade bei zähfließenden Flüssigkeiten tropft diese dann noch nach und hinterlässt eine mehr oder weniger große Schmiererei auf dem Fußboden. Machen Sie es folgendermaßen:

Drehen Sie den Eimer nach dem Ausgießen nicht zurück, sondern gerade umgekehrt herum. Die letzten Tropfen fallen dann auf die gegenüber liegende Eimerwand und der Resthonig fließt zurück und bleibt somit im Behälter.

Gewinnung von Wachs
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