Die Überwinterung der Honigbienen

Nachdem den Bienen etwa Mitte Juli ein Großteil des Honigs durch den Imker fortgenommen wurde, müssen die Bienen alles daransetzen, diesen Verlust wieder auszugleichen. Sind die Völker stark genug, schaffen sie es bei ausreichender Tracht in Form von Nektar oder einer Zuckerlösung selber, erneut einen ausreichenden Vorrat anzulegen, um durch den Winter zu kommen. 

Die Brutfelder werden immer kleiner, bis bei uns in gut 300 m Höhe zum Ende des Herbstes hin gar keine Brut mehr aufgezogen wird. Bei tiefer werdenden Temperaturen ziehen sich die Bienen in dieses kugelförmige Nest zurück und bilden die Wintertraube. Ihre Form ist vergleichbar mit der Schwarmtraube in der Bildergalerie. Je kälter es ist, desto enger ziehen sie sich zusammen. Oft wird vermutet, dass Bienen einen Winterschlaf oder -ruhe halten. Das stimmt jedoch nicht. Sie bleiben insofern aktiv, als sie durch Kontraktionen der Flugmuskeln, ohne aber dabei die Flügel zu bewegen, Wärme erzeugen. Dadurch bleibt es im Traubeninneren stets warm genug, so dass die Tiere überleben können. Die außen an der Traube hängenden Tiere drängen ins Innere, sobald sie Gefahr laufen zu erfrieren und die inneren wandern in die Außenbereiche, wodurch eine ständige Bewegung stattfindet. Als Brennstoff dient der eingelagerte Honig, der partiell von der Wintertraube belagert wird. Mit dem Verzehr des Honigs verlagert sich der Sitz der Wintertraube adäquat, so dass ständig Kontakt mit dem Honig besteht. Dieser Futterstrom darf nicht unterbrochen werden, z.B. durch ein oder mehrere Leerwaben ohne Honig, da dadurch die Bienen verhungern könnten, obwohl noch ausreichend Honig jenseits der Leerwaben vorhanden sein könnte. Dieser Erwärmungsprozess benötigt relativ wenig Honig. Im Februar werden jedoch erste Larven versorgt. Sie müssen gefüttert werden und die Temperatur muss hier konstant auf ca. 36 Grad Celsius gehalten werden. Der Honigverbrauch steigt stark an, so dass jetzt eine kritische Zeit beginnt, ob der Futtervorrat auch reicht. Jetzt wird auch deutlich, dass genügend Pollen vorhanden sein muss. Dies ist in aller Regel der Fall, wenn der Mensch hier nicht durch Entnahme der Pollenbretter im Spätsommer eingegriffen hat. Schon Ende Februar ernten die Bienen von der Haselnuss deren Pollen. Aber da das Wetter zu diesem Zeitpunkt selten gut genug ist, bleiben diese Aktivitäten auf wenige Momente beschränkt. Außerdem handelt es sich um Pollen, der durch den Wind verbreitet wird. Er muss also sehr leicht sein, so dass er weniger Nährstoffe enthält.

Mit zunehmender Temperatur und längerem Tageslicht werden immer mehr Bienen aufgezogen, so dass bei beginnender Massentracht schon im März (z.B. die Salweide Anfang dieses Monats) viele Sammlerinnen ausfliegen können, diese zu nutzen und damit auch die Blüten zu bestäuben.

Bei Hummeln und auch bei Wespen, die ebenfalls zur Bestäubung beitragen, beginnt jedoch erst deutlich später deren Entwicklung, so dass zu diesem Zeitpunkt jeweils nur die Königin unterwegs ist. Bei den Bienen jedoch ist eine stürmische Entwicklung im Gange, so dass im Mai bereits ein Höhepunkt erreicht ist. 

Während in der Hochsaison die Honigbiene ab dem Zeitpunkt ihres Schlupfs eine maximale Lebenserwartung von 6 Wochen hat, reicht die der "Winterbienen" bis zu einem halben Jahr. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sie kaum Larven versorgen müssen und eine deutlich geringere Arbeitsbelastung ertragen müssen. Sobald aber wieder zahlreiche Larven zu versorgen sind, sinkt auch deren weitere Lebenszeit.

Während der kalten Jahreszeit können die Bienen den Stock nicht verlassen. Das bedeutet auch, dass sie ihre Stoffwechselendprodukte so lange in Ihrem Enddarm aufbewahren müssen, bis wärmere Tage ein Verlassen des Stocks erlauben. Bei diesem Reinigungsflug regnet es kleine braune Flecken, über die sich schon mancher Autofahrer gewundert haben dürfte. Und wehe denen, die ihre Wäsche in der Nähe zum Trocknen aufgehängt haben. Ob die fällig werdende erneute Reinigung in der Waschmaschine von großem Erfolg gekrönt sein wird, wage ich zu bezweifeln. Naja, ein rein weißes Bettlaken ist doch irgendwie langweilig.

Damit die Bienen diese lange Zeit ohne "Toilettenflug" aushalten können, darf das Winterfutter nur sehr wenige Ballaststoffe enthalten. Bei sogenanntem Blatthonig soll dies nicht unbedingt gegeben sein.

Dann könnte es sein, dass die Bienen doch bei ungünstigem Wetter ausfliegen und erfrieren oder der Stock wird durch Kot verunreinigt. So werden dann Krankheitskeime spätestens bei Reinigungsarbeiten der jungen Bienen auf diese übertragen, was zum Tode des ganzen Volkes führen kann.

Dieser Internetartikel hat noch weitere Details auf Lager. Der hier verwendete Begriff «Knochengerüst» ist jedoch reichlich unglücklich gewählt. 

Wurde das Volk nach der letzten Schleuderung mit ca. 15 kg Zucker aufgefüttert, wird es über ausreichend Nahrung verfügen. Eine Notfütterung im Winter ist dagegen immer problematisch. Eine Zufütterung mit Zuckerwasser misslingt garantiert, bevor die Temperaturen deutlich über einen längeren Zeitraum ansteigen. 

Kann man dagegen auf volle Honigwaben zurückgreifen, z.B. indem man sie einem sehr schwergewichtigen Volk entwendet, kann man diese direkt an die letzte Futterwabe in die Nähe der Wintertraube hängen. Dabei aber unbedingt darauf achten, dass kein Futterabriss besteht!

Auch mit sogenannten Futtertaschen kann man Erfolge erzielen. Diese "Kistchen" in Wabengröße, gefüllt mit leicht verdünntem Honig aus der eigenen Ernte und Schwimmhilfen, werden wie eine Wabe in die Nähe der Wintertraube gehängt.

Ich meine, dass volle Futterwaben das geeignetste Mittel ist. Deshalb probiere ich jetzt ein Hilfsmittel aus, wie man Honig oder eine Zuckerlösung in eine Wabe hinein bekommt. Bei Abschluss der Experimente berichte ich ausführlicher auf der nachfolgenden Seite.

Temperatur in der Wintertraube

Die gängige Meinung dazu habe ich weiter oben bereits kurz beschrieben. Inzwischen vertreten Wissenschaftler aber konträre Ansichten. So will Prof. Tautz beobachtet haben, dass die Temperatur im Traubeninneren nur leicht oberhalb des Erstarrungsbereichs liegt, und periodisch erhöht wird, damit die Bienen der Wintertraube Honig zu sich nehmen können, um dann die Temperatur wieder absenken zu können. Dr. Liebig vertritt dagegen die Meinung, dass die Temperatur im Traubeninneren knapp 36 Grad C betragen muss, da die angelegte Brut diese Wärme zur Entwicklung benötigt. Ab und zu würden sich aber etliche Bienen (des Randbereichs?) aufheizen, um an den Honig zu gelangen und diesen aufzunehmen, der außerhalb des Brutbereichs liegt.

Die Überwinterung auf eigenem Honig

ist die natürlichste Form der Bienenhaltung, womit die Honigbienen Millionen von Jahren überlebt haben. Hier fand eine rigorose Auslese durch die Natur statt. Völker, die nicht genug Vorräte eingetragen hatten, überlebten den Winter nicht, so dass nur die angepassten Bienenrassen ihre Erbanlagen weitergeben konnten. Diese Tiere kamen also auch mit dem von ihnen gespeicherten Honig klar. Hier muss man aber sehen, dass dieser Vorrat aus dem Nektar der Blüten stammt, die bereits Ende des Winters bis hin in den Herbst blühten, ergänzt durch den Honigtau. Obwohl diesem eine schädigende Wirkung auf die Winterbienen nachgesagt wird, kamen die wilden Honigbienen auch mit dieser Honigzusammensetzung offensichtlich zurecht. Die Behauptung, der Blatthonig enthalte zu viele Ballaststoffe, kann dennoch durchaus zutreffen. Bienen, die auf Blatthonig überwintern, sollen gerade bei länger andauernden Wintern starken Problemen ausgesetzt sein. Da die wild lebenden Artgenossen jedoch auf Mischhonigen überwintern, trifft dieses Problem kaum auf sie zu. Will der Imker seine Bienen also auf dem eigenen Honig überwintern, muss er dieses Phänomen beachten. Entweder legt er genügend Blütenhonig beiseite, am besten in kühl gelagerten Waben, oder seine Bienen können noch im Spätsommer, wenn die Blattläuse keinen Honigtau mehr abscheiden, so viel Nektar z.B. vom drüsigen Springkraut, von Ackerpflanzen wie Phacelia usw. gewinnen, dass sie ausreichend Winterfutter produzieren können. Gewichtskontrollen noch während des Nektarsammelns sind dabei zwingend erforderlich. Notfalls muss dann eben der früher geerntete Honig zugefüttert werden.

Falls die Bienen am Ende des Bienenjahres nicht mehr ausreichend Futter haben, muss gefüttert werden, da sie sonst zwangsläufig sterben müssen. (S. nächste Seite)

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